Jetzt aber endlich mal was von der Arbeit, deswegen bin ich doch hier, oder?
Es gibt 25 Schüler pro Semester, also an manchen Tagen an die 50 Studenten in einer Werkstatt. Das komische daran ist, dass ich anfangs dachte, die haben doch zu wenige Werkbänke für 25 Students. Also hab ich erst mal 8 neue organisiert (die natürlich immer noch nicht da sind, das dauert halt) Mittlerweile merke ich, die werden gar nicht mehr gebraucht, weil die Philippinos lieben es nämlich auf kleinstem Raum möglichst mit Körperkontakt zu arbeiten. Da kann man sich so ne Werkbank auch mal mit 10 Leuten teilen, macht doch viel mehr Spaß.
Das Arbeiten mit den Kollegen an sich ist wirklich nett. Das größte Problem ist, dass sie „Mam Gaby“ echt die Füße küssen. Wenn ich so westfälisch vor mich hin poltere mit irgendwelchen Ideen, rennen alle direkt los und wollen das gleich erledigen.
Also sollte man beherzigen dass man Überlegungen erst mal für sich behält, aufschreibt und dann gut vorbereitet und überlegt, wem man was sagt. Lustig sind auch die Kontrollinstanzen in der Werkstatt. Da sich mehrere Parteien die Werkstatt teilen, gibt es einen „working-student“, der den ganzen Tag kontrolliert, wer wie lange an welcher Maschine was gemacht hat um dann genau sagen zu können wer an welcher Maschine wann was kaputt gemacht hat.
Ja, sie lieben Excel-Dateien. Man kann auch Tage damit verbringen, Tabellen anzulegen und auszufüllen. Das macht man nämlich im Office und da ist Aircon …….
Ach ja, apropos Listen. Die ersten 3 Wochen Arbeit habe ich damit verbracht rauszubekommen, welches Handwerkzeug so fehlt. Fangen wir also mit einer Inventur an. Also Kollege, mach doch mal ne Liste.
Ok. Liste 1: wir brauchen von allem 25 Stück. Na toll, dass es 25 Studenten gibt wusste ich auch.
Übrigens, Listen werden natürlich auch in philippinischem Englisch verfasst. Da ich kaum die amerikanische Bezeichnung kenne, habe ich aufs enthyroglyphizieren noch ne Woche verprasst. Oder kennt jemand einen „Sliding b-vil“???? Ich jetzt schon, is ne Schmiege (für nicht Schreiner: was zum Winkel messen) Richtig englisch heisst die Schmiege aber vebel!!!! V und B vertauschen ist quasi Volkssport hier. da gibt’s dann auch mal „pissing bessel“. Das soll eigentlich ein „fishing vessel“ sein, also ein Fischerboot.
Zurück zur Liste der Tools. Also nicht „wie viel brauchen wir“ sagte ich sondern „wie viele haben wir?“
Folge: ein Kollege hat sich mindestens 2 Tage am PC vergraben und Listen gemacht Zum Beispiel: 25 Hämmer haben wir, 5 sind aber kaputt, 3 funktionieren noch zu 60% (???) und 6 sind „lost“????
OK, neue Liste was ist alles da und funktionstüchtig.
Noch ne Woche…….
Leider wusste der toolkeeper (das ist der, der im Werkzeugraum die Sachen nur nach Unterschrift ausgibt) nicht wie all die Dinge so heißen, deshalb fehlte auch die Hälfte auf der Liste.
Resümee: Selber losgehen, nachzählen, rausbekommen wie die Dinge heißen! (oder hier genannt werden, mein Englisch werde ich hier wohl nicht verbessern).
Tja leider ist die Geschichte noch nicht zu Ende.
Ich brauchte ja auch noch Angebote von benötigten Sachen, da der DED nur jeweils das günstigere bezahlt. Also die gleiche Geschichte im Laden, nur ein wenig anders.
„Oh sorry mam, we don t have this hammer but this one is also nice???” oder
“Oh sorry mam, we are out of stock, no Hammer available.” oder
“Oh sorry mam, its lunch time, can you come back after lunch?”.
So oder ähnlich vergehen hier die Tage.
Was man natürlich zugute halten muss: die direkten Kollegen sind meist schon ein bisschen pfiffiger und es findet immer öfter auch ein richtiger Austausch statt.
Den Kids auf jeden Fall fällt immer alles aus dem Gesicht, wenn ich mal an die Maschinen gehe, entweder wollen sie mir dann gleich alles aus der Hand reißen oder sie staunen aus sicherer Entfernung, was ich da so anstelle.