Es ist Regenzeit. Seit Mitte Dezember sind wir mitten drin und es gibt Wasser von oben und zwar reichlich und jeden Tag. Gerne regnet es auch mal 48 Stunden am Stück, mal mehr mal weniger. Das Schöne daran ist, dass es die Einheimischen nicht vom normalen Tagesablauf abhält. Ende Dezember war an der Schule ein Fußball- und Volleyballturnier angesagt. Das Ergebnis erinnert allerdings eher an Schlammcatchen.

Teil 1 – Die Anreise
Unsere Reiseroute war von Makassar nach Jakarta, weiter nach Doha und dann über Daressalam zum Kilimanjaro und das alles in 26 Stunden (gefühlt waren das mindestens 4 Tage). Der Flieger von Jakarta nach Doha war zum Glück nicht voll und wir hatten jeder eine Sitzreihe für sich und konnten einige Stunden richtig schlafen. Dafür war die Landung am Flughafen Kilimanjaro dann doch etwas holpriger, denn aufgrund des starken Seitenwindes brauchte der Pilot 2 Anläufe, um den Flieger runterzubringen. Einige der Mitreisenden haben dann gleich Gebrauch von diesen kleinen weißen Papiertüten gemacht, die praktischerweise an jedem Sitz verfügbar sind. Lecker sag ich da nur. Endlich unten haben wir schnell unser Visum gekauft und saßen eine halbe Stunde später in Franks Auto, um endlich nach Moshi (am Fuße des höchsten Berges von Afrika) zu fahren.
Teil 2 – Der Ausflug nach Malawi
Die ersten Tage haben wir Moshi genossen und uns akklimatisiert. Es gab Frühstück mit Kilimanjaroblick, selbstgemachten Eierlikör und selbstgebrannten Ouzo. Ja, man kann es sehr gut in Moshi aushalten. Aber wir waren ja da, um zu reisen. Nach langen Diskussionen (etwa 5 Minuten) haben wir beschlossen in den Süden und nach Malawi an den Malawisee zu fahren um dort zu baden. So sind in 10 Tagen, in denen wir mit Frank und Seema unterwegs waren, ungefähr 3000 km zusammengekommen.
Teils über asphaltierte Straßen und teils über Pisten sind wir in den ersten 3 Tagen bis Mbeya ganz im Süden gefahren um am nächsten Tag die Grenze nach Malawi zu überqueren. Unterwegs wurden wir mehrfach von der Polizei kontrolliert. Dieses ist ein übliches Verfahren der Herren Ordnungshüter, um das monatliche Einkommen aufzubessern. Es wurden Papiere und das Vorhandensein von Feuerlöscher und Warndreieck kontrolliert. Neu war allerdings, dass wir nach einem „Straßen-Sicherheits-Aufkleber“ gefragt wurden. Frank hat dann geantwortet, dass wir immer sicher fahren würden und wir den Sticker nicht bräuchten. Da wir allerdings an jeder Straßensperre nach diesem Aufkleber gefragt wurden, hat uns das schon etwas nervös gemacht, wie lange das wohl gut gehen würde, bis wir eine „Strafe“ bezahlen müssten. Wir haben uns vorgenommen, bei Gelegenheit mal zu fragen, wo man denn den Sticker bekommt.

An der Grenze angekommen, fragten wir uns, wie kompliziert die Ausreise aus Tansania mit dem Auto denn wohl werden würde. Es waren aber nur einige Papiere auszufüllen und wir durften raus. Auch die Einreise nach Malawi gestaltete sich sehr einfach. Aber dazwischen! Im Niemannsland zwischen den beiden Ländern war die Straße mit LKWs so verstopft, dass nichts mehr ging, weder in die eine noch in die andere Richtung. Wir haben uns das Ganze erst mal zu Fuß angeschaut und gingen zwischen den LKWs spazieren, wo geschlafen, gegessen, gekocht, und Wäsche gewaschen wurde.

Frank: „Da geht heute nix mehr, diese Idioten haben alles zugeparkt.“
Stefan:“ Ach, lass uns ne Stunde warten, und dann gucken wir mal.“
Frank: „Ne, ne, ne, das wird nix.“
Seema: „?“
Gaby: „Chakalabakala“ (Kisuaheli für Chaos)
Seema: „?“
Frank: „Wir fahren zurück und versuchen es morgen wieder.“
Stefan: „Wir können nicht zurück, dann müssten wir ein neues Visum kaufen für 50 Dollar.“
Gaby: „Chakalabakala.“
Seema: „?“
Frank: „Dann geht ihr schon mal vor über die Grenze und nehmt den nächsten Bus nach Livingstonia. Wir fahren zurück, denn wir haben ja ein Dauervisum und kommen morgen hinterher.“
Wie Frank sich das vorgestellt hat, wie denn ein Bus über die zugeparkte Grenze kommen soll, hat er nicht gesagt.
Seema: „Let’s make coffee.“
Frank, Gaby, Stefan: „Oh ja.“

Also Gaskocher raus, Wasser in den Kessel und los. Nach 2 Minuten allerdings fingen die ersten LKW an rückwärts zu fahren und zu rangieren, so dass eine Gasse frei wurde, und nach einer Stunde konnten wir weiterfahren. Bei der Einreise mussten wir erst einmal Kwatcha (so heißt die malawische Währung) vom Automaten ziehen, denn der Grenzübertritt mit einem tansanischen Fahrzeug ist selbstverständlich mit Kosten verbunden.

Unsere erste Station war Livingstonia, eine Kleinstadt und ehemalige Missionsstation in den Bergen Malawis. Fast mehr ein Museum als eine Stadt, aber sehr schön gelegen. Die Straße (oder besser gesagt so etwas wie ein Weg mit viel Geröll) zog sich in 12 Spitzkehren abenteuerlich den Berg hinauf. Vor allem der Campingplatz war der schönste, den wir bisher gesehen haben. Hoch am Steilhang gelegen bietet er einen Blick in die Ebene und den Malawisee. Nur morgens sollte man vorsichtig aufstehen, denn sonst geht es einige Hundert Meter senkrecht nach unten. Das einzig Negative an diesem Platz war die Besitzerin, die ohne Unterbrechung vom Aufstehen bis zum Schlafengehen mit ihrer Freundin unterhalten hat. Frank’s Kommentar: „Wie kann man nur so viel reden?“
Die nächste Station war Nkhata Bay am Malawisee, wo wir wieder (wie so oft) lecker gegessen und gut übernachtet haben. Sogar im See baden war möglich.
Auf der Rückreise verlief dann der Grenzübertritt problemlos. Übernachtet haben wir wieder in Mbeya. Dort angekommen sind wir zunächst zur nächsten Polizeistation gefahren um uns zu erkundigen, wo man den „Straßen-Sicherheits-Aufkleber“ bekommt, denn da wir nun Hunderte von Kilometern durch Tansania fahren mussten, sollte doch schon alles in Ordnung sein. Wir sollten uns am nächsten Morgen bei der Verkehrspolizei melden, hieß es. Im Hotel haben wir nochmals sicherheitshalber nachgefragt und da wurde uns gesagt, dass man den besagten Sticker bei der „Road Transport Authority“ kaufen könne. Also sind wir dort vorstellig geworden, um dieses verdammt Ding zu kaufen (für umgerechnet 30 Cents). Nach langem Hin und Her, etlichen Versuchen, den Betrag bei einem Telefonladen (ja, das läuft hier so kompliziert) zu bezahlen, sind wir drauf gekommen, dass keiner so genau weiß, was wir überhaupt wollen und benötigen. Also zurück zur Road Transport Authority und noch mal nachfragen. Endlich hatten wir einen kompetenten Ansprechpartner, der uns sagte, dass wir falsch seien und zur Verkehrspolizei müssten. Dort angekommen, dauerte das ganze Prozedere ungefähr 2 Minuten. Rein, Aufkleber kaufen, bezahlen, Aufkleber mitnehmen, raus, Aufkleber auf die Windschutzscheibe kleben und wir waren sicher. Endlich. Die ganze Aktion hat auch nur 3 Stunden gedauert. Das Ergebnis war allerdings so überzeugend, dass wir auf der ganzen Heimreise nicht einmal kontrolliert wurden. Super!
Dafür sind wir in eine Radarkontrolle der Polizei gefahren. Auch toll, weil wir waren gar nicht zu schnell. Auf den Radarpistolen werden Phantasiegeschwindigkeiten angezeigt, damit das schon oben erwähnte monatliche Einkommen der Polizisten aufgebessert werden kann. Es spielte sich folgender Dialog ab:
Polizist springt auf die Straße und winkt. Wir halten an, denn wir wollten ihn ja nicht umfahren. Nach dem üblichen „Habari“ und „Mzuri“ („Wie geht’s?“, „Gut“) folgte:
Polizist: „Ihr wart zu schnell.“
Stefan: „Nee, waren wir nicht!“
Polizist: „Doch, hier guck auf mein Radar.“
(Radarpistole zeigt 75 km/h)
Stefan: „Kann gar nicht sein, hier ist 50 km/h und ich war nicht schneller.“
Polizist: „Warst du wohl, guck doch.“
Stefan: „War ich nicht.“
Gaby (von hinten): „Die sind doch alle korrupt, diese Idioten!“
Polizist: „Warst du wohl, du kriegst ein Ticket.“
Stefan: „War ich nicht, kann gar nicht sein.“
Polizist: „Aber guck doch, 75 km/h und das ist zu schnell. Ich mach dir ein Ticket.“
Stefan: „Ich sehe, dass die Radarpistole 75 km/h anzeigt, die bin ich aber nicht gefahren.“
Polizist: „Doch, bist du wohl, du musst die Strafe zahlen.“
Gaby (von hinten): „Spinner!“
Der Polizist dreht sich um und geht zu seinem Tisch, um das Strafmandat zu holen.
Frank: „Lass uns die Plätze tauschen, dann bin nur ich dran und nicht ihr.“
Seema: „?“
Gaby (wieder von hinten): „Chakalabakala.“
Gesagt, getan, Stefan auf den Beifahrersitz und Frank ans Steuer. Und was macht der Frank? Rrrrrrichtig, er hat einfach Gas gegeben und ist weitergefahren. Man muss wissen, dass in der Regel die Verkehrspolizei keine Fahrzeuge vor Ort hat sondern morgens vom Transporter gebracht und abends abgeholt werden. Außerdem hatte der nette Herr Polizist noch nicht mal unser Kennzeichen notiert.
Das Gleiche ist uns dann noch mal einen Tag später passiert, mit dem Unterschied, dass wir beim Vorbeifahren nett gegrüßt haben. Das Anhalten haben wir uns einfach geschenkt.
Am letzten Tag sind wir in Babati im gleichen Hotel abgestiegen wie auf dem Hinweg. Nach einem langen Tag mit Regen auf der Piste waren wir nur noch hungrig und wollten was zu essen bestellen.
Seema (auf kisuaheli): „Gibt es noch was zu essen?“
Kellner (auch auf kisuaheli): „Na klar. Was wollt ihr denn, Hähnchen mit Pommes oder mit Ugali (Maispampe)?“
Gaby: „Ich kann kein Chicken mehr sehen.“
Frank: „Egal, sonst können die eh nix. Aber drei mal ist genug, die Portionen sind groß“
Seema (auf kisuaheli): „Drei mal chicken mit Pommes.“
Kellner (auch auf kisuaheli) OK, drei chicken mit Pommes, machen wir fertig.“
Wir dachten es gäbe drei Portionen (so war ja die Bestellung von Seema), aber weit gefehlt. Es gab drei ganze Hähnchen (so war ja die Antwort des Kellners). Aber weit größer war das Entsetzen, als wir dem Koch zugeschaut haben, wie er das Essen zubereitete. Drei ganze Hähnchen mit dem großen Hackebeilchen zerteilen, alles im großen Topf kochen und danach alles in die Friteuse schmeißen. Mmmh, lecker. Die Pommes waren ganz in Ordnung und etwa 90 % vom Hähnchen blieben übrig. Dafür war das Essen das Teuerste auf der ganzen Reise.
Stefan: „Und, schmeckt’s?“
Gaby: „Mmmmpfh.“ (soll heißen nein)
Seema: „Phänomenal.“ (ihr neues deutsches Lieblingswort)
Frank: „Boah, war das scheisse, ich glaub ich brauch’n Schnaps.“
Seema, Gaby, Stefan: „Ich auch.“
Der Rest verlief dann ohne Probleme und einen Tag später waren wir wieder in Moshi. Soweit also der Ausflug nach Malawi. Nun hieß es nur noch Wäsche waschen und erneut ein paar Sachen packen für den nächsten Teil.
Teil 3 – Safari
Selbstverständlich sind wir auch wieder auf Safari gegangen, allerdings ohne Frank und Seema. Dieses Mal haben wir den Tarangire Nationalpark besucht. Der Plan war, morgens losfahren, unterwegs zum Campingplatz und dann am nächsten Morgen für einen Tag in den Park fahren. Die Campingplätze, die wir angefahren sind, waren allerdings entweder so voll mit Zelten der Safariveranstalter oder so teuer, dass wir beschlossen, doch im Park zu zelten, was eben nur etwas teurer ist. Also nur am Parkeingang Eintritt mit Camping bezahlen. Das macht dann für 2 Personen 163 US-Dollar (= ca. 120 Euro). Ich nehme mal vorweg, als wir zu Hause auf die Kreditkartenabrechnung geschaut haben, hatten sie auch 163 abgebucht, allerdings nicht US-Dollar sondern tansanische Schilling. Das entspricht etwa 7 Cents. Hätten wir mal doch gleich ne ganze Woche gebucht. Aber dennoch, Glück muss man haben.
Im Park ging es dann gleich los mit Elefanten, Giraffen und Warzenschweinen. Am Campingplatz angekommen, wollten wir direkt das Zelt aufbauen. Gaby sagte dann plötzlich nach 1 Minute „Guck mal, Elefanten“. Also erst mal Pause machen, Bier rausholen und den Elefanten zuschauen. Die waren etwa 10 Meter vom Zelt entfernt und haben genüsslich einige Büsche zerlegt. Dann ging es genauso weiter mit Giraffen, Gazellen und Affen. Irgendwann stand dann endlich das Zelt und wir konnten den Sonnenuntergang genießen und später mit Löwengebrüll einschlafen.
Nach dem Frühstück sind wir früh losgefahren und haben wieder so allerhand gesehen.
Hier mal eine kleine Auswahl:

In den letzten Tagen sind wir noch mit Frank in sein Projekt gefahren, wo er uns rumgeführt hat und wir haben ein Krankenhaus besucht, welches er in seiner Freizeit medizintechnisch ein wenig betreut. Bemerkenswert war auch der Besuch einer Berufsschule zwischen Moshi und Arusha. Geleitet wird sie von einem deutschen Orgelbauer, der seit 20 Jahren Orgeln für tansanische und einige deutsche Kirchen baut. Die Bauzeit beträgt zwischen 1 und 1,5 Jahren pro Orgel. Leider hatten wir gerade an dem Tag unseren Fotoapparat vergessen, daher konnten wir die Orgel, die gerade fertig geworden war, nicht fotografieren.
So ging auch dieser Urlaub wieder mal viel zu schnell vorbei und es ging nach 3 Wochen zurück in das regenreiche Makassar