Es ist der 17. August 2010 und wir sind endlich in Kairo angekommen.
Na ja, es ist 20 Uhr, dunkel, heiß und unserer Fahrer, der uns abholen sollte, ist natürlich nicht da. Aber wir sind erstaunt, wie es am Flughafen zugeht. Kein Chaos. Keine aufdringlichen Taxifahrer, Kofferträger und auch kein Gezerre am Ausgang.
Nach einer Stunde Warten taucht auch der Fahrer der Uni auf und entschuldigt sich vielmals. Der Verkehr sei schuld. Diese Entschuldigung hört man hier jeden Tag mehrfach.
Dann die erste Lektion:
Ich wollte einfach nur wissen wie hoch hier die Parkgebühren sind, mit meinem perfekten Arabisch kein Problem. Was zur Folge hatte das wir direkt den Parkplatz bezahlen mussten….
Selber schuld. Man lernt ja nie aus.
Am ersten Abend ging es dann nach Al Rehab, unserem Wohnort für die nächsten Tage ca. 30 km außerhalb der Stadt.
Tja Al Rehab, eigentlich ein Kapitel für sich. Wir hatten in Deutschland schon mal darüber nachgedacht hier zu wohnen. Bei etwas genauerem Hinsehen jedoch war schnell klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Al Rehab ist einer der Vororte Kairos, in dem die ägyptische Regierung versucht, den Ballungsraum zu entzerren und in die Wüste zu verlagern. Für Ägypter das Paradies, kein Smog kein Lärm, alles geordnet. Für uns Europäer ein Wohngetto in der Wüste, 40 min von jeglichem wahren Leben abgeschnitten. Uuuuund: in ganz El Rehab kein Bier!!Außer dem mittlerweile gewohnten Muezzin hat diese Wüstenretorte jedoch nicht mal den Scharm Cebus und das soll was heißen.
Aber das war ja nicht das Schlimmste.
Wir sind mitten im Ramadan angekommen. Was das wirklich bedeutet, ist uns erst heute klar. Im Ramadan beginnt das Leben erst nach Sonnenuntergang, geht dann aber bis ca. 4 Uhr morgens.
Das heißt aber auch, dass Plätze in Restaurants (selbst in den vielen Fastfood Restos) schon Stunden vorher besetzt werden, damit man auch ja direkt nach Sonnenuntergang zum traditionellen Iftar (Fastenbrechen) übergehen kann. Bis dahin ist alles wie ausgestorben, man kann nirgendwo essen oder wenigstens trinken und das bei 45 Grad im Schatten. Selbst Öffnungszeiten sind für uns nicht zu verstehen, ist doch immer ein Zettel am Laden, der besagt: 24 h geöffnet. Das hat aber im Ramadan nichts zu bedeuten.
Damit steht der Termin für einem Urlaub außerhalb Ägyptens schon ganz fest: im nächsten Ramadan sind wir auf keinen Fall im Land.
Die nächsten Tage verbringen wir mit offiziellen Terminen und natürlich mit Wohnungssuche.
Wir hatten ja schon von Deutschland aus einige Wohnungen im Internet gesehen. Besonders eine schien uns besonders attraktiv. Man muss sagen, der Makler war ein begnadeter Fotograf, den Bildern nach zu urteilen. In Natura war es doch eher eine Bruchbude. Und das für 1100 $ Monatsmiete. Pfffffff.
Auch sonst haben wir einige sehr nette Exemplare von Wohnungen gesehen, die so attraktiv waren, dass wir schon an der Türschwelle dankend abwinken konnten. Nach 2 Tagen mussten wir uns dann aber zwischen 3 sehr netten Wohnungen entscheiden: eine mit Garten, eine mit großem Balkon und die Wohnung, in der wir jetzt residieren: in New Maadi bewohnen wir in der 12. Etage ein Dach (auf neudeutsch Penthouse) mit ca. 80 qm Dachterrasse. Und natürlich mit Blick auf die Pyramiden (zumindest wenn es die Wetterlage bzw. der Smog zulassen).Selbstverständlich gibt es auch ein Gästezimmer. Also: Besucher sind auch hier herzlich willkommen.
Endlich Bier
Wie wir ja schon in den ersten Tagen feststellen konnten, ist das mit dem Bier hier so eine Sache. Alkohol gibt es nur in einigen Restaurants. Wenn man weiß, wo, ist das Ganze kein Problem (außer im Ramadan). Auch mal eben im Supermarkt Bier einkaufen, geht nur bedingt. Solange es alkoholfrei ist, gibt es das überall: Bavaria, Birelli, Clausthaler und Co sind vertreten. Auch gern mal versetzt mit Ananassprudel oder ähnlichen Köstlichkeiten. Brrrrrrrrrrrrr. „Richtiges“ Bier gibt es nur in bestimmten Supermärkten. Also das funktioniert so: Man besorgt sich vom Bekannten eine Telefonnummer (oder man geht das erste Mal persönlich vorbei). Nachdem man sich verständlich gemacht hat, dass man nicht nur 3 Flaschen Bier, sondern 3 Kisten bestellen möchte, beschreibt man den Wohnort. Eine Stunde später kommt dann das Bier vorgefahren und es wird auch bis in die 12. Etage geschleppt. Es klappt wirklich!
Taxi fahren
Schon in den ersten Tagen haben wir gelernt, wie das mit dem Taxi zu fahren geht. Glücklicherweise gibt es viele Taxis mit Taxmeter, so dass man nicht handeln muss. Erwischt man ein Taxi ohne Taxmeter, handelt man nicht vorher, sondern wirft dem Taxifahrer nach Ende der Fahrt Geld durchs Fenster und hofft, dass man nicht zu wenig bezahlt hat. Sonst sollte man sehr schnell weg gehen, damit man das Gezeter des Fahrers nicht so lange hört. Apropos Fahren: Einige Taxifahrer verwechseln die Straße mit einer Formel 1 Piste. Wir sind ja schon einiges gewohnt, aber ein oder zwei mal ist uns beim Taxifahren schon schlecht geworden. Man beachte: Wenn man hinten sitzt, sieht man wenigstens nicht alles, was da so vor und mit einem passiert. Am 4. oder 5. Tag hatten wir noch so einen Spezialisten. Ihm war wohl gesagt worden, dass der rote Bereich des Drehzahlmessers zum Spritsparen da ist. Er hat aber auch jeden Gang bis zum bitteren Ende ausgereizt. Ich bin mal gespannt wie lange das bei einem Toyota Corolla noch gut geht.
Eine sehr gut funktionierende Alternative zum Taxi fahren ist die U-Bahn. Zum Preis von 1 Pfund (ca. 30 Cent) kann man mit der U-Bahn durch ganz Kairo fahren. Na ja, ganz Kairo ist ein bisschen gelogen, denn es gibt 2 Linien. Die 3. Linie ist zwar in den Stadtplänen verzeichnet, es wird aber schon seit 20 Jahren daran gebaut. Aber wenn man die Stoßzeiten vermeidet, kommt man für kleines Geld ins Stadtzentrum.