Der Führerschein
Nach 3 Monaten im Land war Ende September unser deutscher Führerschein nicht mehr gültig. Also stand ein Besuch bei der LTO (KFZ-Behörde) an. Zunächst waren wir im SM (Einkaufsmall) wo eine Zweigstelle der LTO ist. Diese erklärte sich aber nicht für zuständig, so dass wir zur Hauptstelle in der Stadt gefahren sind. Man gab uns aber einen Zettel mit den benötigten Unterlagen und dem Namen des Chefs dieser Behörde. An diesen sollten wir uns wenden. Also mit allen Kopien quer durch die Stadt gefahren zur LTO. Hier erstmal vor dem Eingang durch die 220 „professionellen“ Helfer quälen und jedem sagen, dass man keine 500 Pesos zahlen möchte und auch keine Hilfe benötigt. Endlich am Eingang wurden wir dann an einen Schalter verwiesen. Der Kollege dort schaute uns aber eher mit großen Fragezeichen an, wobei er im Reisepass fasziniert den tunesischen Einreisestempel vom letzten Urlaub betrachtete und schließlich zu der Einsicht kam: „Sie werden ja weniger als 5 Monate im Land bleiben, da brauchen sie keinen Führerschein.“ Dabei hatte er sich nicht mal das Visum im Pass angeschaut. Nachdem wir ihn darauf hingewiesen hatten, guckte er kurz auf das Visum, blätterte dann wieder zum tunesischen Stempel und sagte: „Das geht heute nicht, bitte kommen sie morgen wieder.“ Trotz mehrmaliger Einwände ließ sich hier nichts machen. Na gut, dachte ich, wenden wir uns also an den Chef. Zurück zum Eingang und die netten Dame gefragt, ob wir den Chef sprechen können. Zufällig kam dieser gerade die Treppe runter und fragte, wo denn das Problem sei.
Wir haben dieses nur kurz geschildert und er sagte nur „bitte folgen“. Jetzt wurden wir hintenrum ins Büro geführt. Es gab einen kurzen etwas lauteren (eher einseitigen) Wortwechsel des Leiters mit seinem Angestellten, der uns gerade nach Hause geschickt hatte und dann, oh Wunder, war selbstverständlich die Ausstellung eines Führerscheins kein Problem mehr. Nur noch kurz ein Formblatt ausfüllen, dann konnten wir eine Nummer ziehen, mit der dann alle weiteren Formalitäten erledigt werden konnten (Drogentest, medizinischer Check, Foto etc.) Suuuuper, geht doch.
Nach 20 Minuten Wartezeit wurden wir dann an Schalter 1 aufgerufen: Foto machen.
Nach weiteren 2 Minuten an Schalter 2: Bezahlen (140 Pesos= 2 EURO) für jeden Führerschein.
60 Sekunden später an Schalter 3 hielten wir einen Führerschein (sah zumindest so aus) in der Hand.
Frage: „Thats all?? No medical check, no drug test?“
Antwort: “No, no. That’s all. Good bye.“
Draußen im Auto haben wir dann gesehen, dass wir eine „students permit“ erhalten haben. Gültig für ein Jahr. Toll, aber was ist das? Bis heute haben wir nicht raus gefunden, mit was wir jetzt durch die Gegend fahren. Es gibt verschiedene Erklärungen, je nach dem, wen man fragt. Hier nur 2 Definitionen:
1. Das ist ein Anfängerführerschein. Dieser kann nach einem Jahr in einen normalen Führerschein umgewandelt werden.
2. Wie 1. Nur dass immer ein Beifahrer mit einem gültigen normalen Führerschein dabei sein muss.
Das erste Mal erwischt
Ja, ja einmal erwischt es jeden!! Wir sind zum Immigrationsoffice gefahren um unsere Fingerabdrücke abzugeben. Das bedeutet einmal quer durch die Stadt (ca. 25 km). Auf der Rückfahrt dann ist es passiert. Ich bin links abgebogen obwohl es verboten ist (die Schilder sind aber auch so klein, dass man ungefähr 20 cm davor stehen muss um sie sehen zu können). Selbstverständlich standen gerade an dieser Kreuzung 2 Polizisten, die mich prompt raus gewunken haben. Danach spielte sich folgender Wortwechsel ab (frei aus dem Englischen übersetzt, P= Polizist, I= ich):
P: „ Guten Tag Sir, wir haben Sie dabei beobachtet, dass Sie links abgebogen sind und das ist hier verboten.“
I: „ Guten Tag, tut mir leid, das habe ich nicht gesehen.“
P: „ Die Papiere bitte und das kostet Strafe und Sie müssen zu einer Nachschulung.“
I: „ Hier die Papiere, aber was heißt Nachschulung?“
P: „ Sie fahren in den nächsten Tagen aufs Revier und zahlen die Strafe. Dann gehen Sie zur Verkehrsbehörde
und nehmen an einer eintätigen Nachschulung teil.“
I: „ Können wir das auch hier regeln?“
P: „ Nee, können wir leider nicht, sonst zeigen Sie mich noch wegen Korruption an. Sie müssen aufs Revier,
bezahlen und dann zur Nachschulung.“
I: „ Kann ich wenigstens die Strafe hier vor Ort bezahlen, ich weiß gar nicht, wo das nächste Revier ist.“
P: „Wenn Sie hier vor Ort zahlen, kann ich Ihnen aber keine Quittung ausstellen und geben Sie mir bitte das
Geld so in die Hand, dass es keiner sieht.“
Von Nachschulung also keine Rede mehr. Leise noch mal nachgefragt, wie hoch denn das Schmiergeld, äh ich meine die Strafe ist, bezahlen und weiterfahren. Gewusst wie.
Beim Einkauf
Neulich hatte Gaby nach der Arbeit keine Lust mehr einkaufen zu gehen. Also bin ich allein in unseren Supermarkt um die Ecke (ca. 4 km) gefahren. Es war kurz vor 18 Uhr. Also nix wie rein und loslegen mit dem Einkauf. Nach einigen Minuten, die ich so durch die Reihen schlendere, bemerke ich, dass aus den Lautsprechern ziemlich laut so eine komische Musik ertönt und dazu eine Stimme leise säuselnd irgendwelche komische Sachen erzählt. „Komisch“ denke ich mir und will gerade etwas aus dem Regal nehmen. Da sehe ich, dass im gesamten Supermarkt keine Bewegung mehr besteht. Selbst die Kassiererinnen bewegen sich nicht. Also blieb auch ich lieber mal stehen und warte was passiert. Nach etwa 5 Minuten war dann der Spuk vorbei und alles ging weiter als sei nichts geschehen.